Statement des Kollegiums zur beabsichtigten Schließung der Schule

Franz-von-Assisi-Schule – Ballast fürs Bistum?
In den letzten Monaten gab es immer wieder Meldungen bezüglich der Entwicklungen im Erzbistum, die wir hauptsächlich der Presse entnehmen konnten. Dabei ging es in erster Linie um die finanziellen Probleme des Bistums und die Auswirkungen auf das katholische Schulsystem. Hierbei ist immer ausdrücklich davon gesprochen worden, dass alle Gremien der Schulen in einen Entwicklungsplan einbezogen werden sollten. Zitat Hamburger Abendblatt vom 27. Dezember 2017: „Der Fahrplan sieht vor, dass die Kirchenleitung zunächst Einzelgespräche mit den Schulleitern führt und dann mit den Gremien sowie dem ‚Schulumfeld‘ spricht – also etwa mit Sponsoren und der Stadt. Ziel sei es, spätestens zum Abschluss der Anmelderunde für das neue Schuljahr Ende Januar Klarheit zu haben, welche Perspektive die jeweilige Schule in etwa habe, sagte Schommer. Eine Entscheidung über Schließungen könne man aber in so kurzer Zeit nicht treffen, so dass für einige Schulen eine längere Zeit der Ungewissheit unvermeidbar sein könnte.“ Seit der letzten Woche ist uns klar, dass dieser angekündigte Weg durch Herrn Dr. Haep und Herrn Generalvikar Thim nicht eingeschlagen wird. Die Schulleitung wurde in einem Gespräch am 16. Januar 2018 über die Entscheidung zur Schließung unserer Schule informiert. Am darauffolgenden Donnerstagabend wurde das Kollegium der Franz-von-Assisi-Schule – wie alle anderen Kollegien der Katholischen Schulen in Hamburg – zu einer außerordentlichen Dienstbesprechung verpflichtet und durch einen vorgelesenen Brief informiert. Gleichzeitig wurden die Elternräte aller Schulen in der Katholischen Akademie informiert.
Es ging nicht mehr um das Ausloten von Möglichkeiten und Treffen von Absprachen, sondern alle Betroffenen wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Die Franz-von-Assisi-Schule wird geschlossen. Das System „Schule“ bedeutet aber nicht nur das Empfangen von Anordnungen. Kein Pädagoge macht nur „Dienst nach Vorschrift“. Engagierte Eltern zählen nicht ihre Stunden und hinterfragen ihre finanzielle Unterstützung. Die vorhandenen Kompetenzen der Pädagogen und Eltern wurden nicht abgefordert. So kann man an keiner Schule vor Ort arbeiten. Die Enttäuschung und Betroffenheit über das gewählte Vorgehen und die Art und Weise des „Miteinander Umgehens“ ist groß.
Mit der Entscheidung „Schulschließung“ hatte vom Kollegium keiner gerechnet und auch dies hat tiefe Bestürzung, Fassungslosigkeit und Betroffenheit ausgelöst. Erst im letzten Jahr hatte Dr. Haep uns wiederholt zu verstehen gegeben, dass unsere Schule auf Grund der hohen Anmeldezahlen in den vorangegangenen Schuljahren nicht von einer Schließung betroffen sein würde. Mit dieser Aussage gestärkt, warben wir am Samstag, 13. Januar 2018, an unserem „Tag der offenen Tür“ um neue Schüler.
Da wir in der letzten Woche die Erfahrung gemacht haben, dass Verlässlichkeit keine Komponente mehr in dem Prozess ist, hinterfragen wir natürlich alle weiteren der gemachten Aussagen. Welche Bedeutung hat es noch, wenn das Erzbistum den Schulen die Unterstützung in den nächsten Jahren zusagt? Wortlaut der veröffentlichten Aussagen von Herrn Dr. Haep auf der Pressekonferenz am 19. Januar 2018: „Der reguläre Unterricht wird bis zur endgültigen Schließung auf hohem Niveau sichergestellt. Zudem werden wir den Schulen alle erdenklichen Unterstützungsleistungen anbieten, um Schule auch weiterhin bestmöglich gestalten zu können. Das sind wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und das sind wir vor allem auch den betroffenen Schülerinnen und Schülern sowie Eltern schuldig.“ Wir sind gespannt, wie viel von den Ankündigungen diesmal stimmt.
Die katholischen Schulen werden jetzt zu einem tragfähigen und profilierten System weiterentwickelt! Mit dieser inhaltlichen Botschaft in der Überschrift startet die Pressemitteilung des Erzbistums Hamburg – vorgetragen durch Herrn Generalvikar Thim und Herrn Dr. Haep. Nun wissen wir inzwischen nicht nur, dass die Franz-von-Assisi-Schule dabei stört und hinderlich ist, sondern auch auf welche Art und Weise die „bilanzielle Überschuldung des Erzbistums“ beseitigt werden soll. Das Erzbistum sind natürlich nicht nur die Schulen: 8 Schulen als Teil von 1000 Immobilien werden „abgerissen“ und beseitigen damit einen Teil der negativen Seite in der Bilanz.
Das katholische Schulsystem muss laut Pressemitteilung erst zu einem profilierten System weiterentwickelt werden. Aus unserer Sicht ist es das aktuell auch heute schon. Allein der Besuch unseres „Tages der offenen Tür“ am vorletzten Samstag hat genügend Interessenten von dieser Sichtweise überzeugt. Wie alle anderen betroffenen Schulen haben wir die Vorgabe gehabt, ab Freitag, 11:30 Uhr (Zeitpunkt der Pressekonferenz) die Familien zu informieren, die sich bereits für das neue Schuljahr bei uns angemeldet haben. Es gab eine Anordnung, das nicht vor dem Beginn der Pressekonferenz zu tun. Für die Eltern, die sich nun schnell nach Alternativen umschauen müssen, wären ein paar Tage zusätzlichen Vorlaufes hilfreich gewesen. So finden jetzt nur noch vereinzelt in weiterführenden Schulen Informationsveranstaltungen statt. Es mutet zynisch an, dass unsere benachbarte Stadtteilschule „Alter Teichweg“ ihren „Tag der offenen Tür“ beendete, als das Kollegium und die Elternvertreter über die bevorstehende Schließung unserer Schule informiert wurden.
Es wurde bisher nicht gesagt, wie die Fehler der Vergangenheit vermieden werden sollen. Welchen Fehler hat man bei Pensionsrückstellungen gemacht und wie will man sie in Zukunft beheben? Wie vermeidet man das Entstehen eines Instandhaltungsstaus bei den Gebäuden? Denn nur die absoluten Zahlen verringern sich. 8 Schulen als Teil der 1000 Immobilien des Erzbistums werden „abgerissen“ und verringern dadurch die Soll-Seite der Bilanz. Bei den anderen wird weiterhin Instandhaltung nötig sein. Die Pensionslasten reduziert man, indem in den nächsten vielleicht 15 Jahren keine neuen Pädagogen mehr eingestellt werden müssen. Welcher Weg wird gegangen, um die Rückstellungen aufzubauen? Hoffentlich kommen die Nachfolger von Herrn Generalvikar Thim und Herrn Dr. Haep in ein paar Jahren nicht durch die Ergebnisse einer weiteren Unternehmensberatung zu der Erkenntnis, dass der eingeschlagene Weg ebenfalls nicht der richtige war.
Das Kollegium der Franz-von-Assisi-Schule