“Setzt euch mitten auf die Leinwand und legt los!” – Der Boden des Gemeindesaals neben unserer Schule ist komplett mit Malervlies abgedeckt, eine riesige Leinwand liegt in der Mitte des Raumes. Doch bevor die Fünft- bis Neuntklässler unserer Schule loslegen können, um dem dänischen Maler Asger Jorn nachzueifern, gibt der Hamburger Künstler Christian Kintz, der die Kinder und Jugendlichen begleitet, klare Ansagen. “Ihr habt seine Gedanken und seine Bilder im Kopf und wisst, was ihn interessiert hat. Wenn ihr das beim Malen berücksichtigt, wird das richtig gut werden”, ermuntert er zum Start der Kunstaktion. Und die Schülerinnen und Schüler hören konzentriert zu, bevor sie sich Pinsel und Farbe schnappen, um auf der 2×10-Meter-Leinwand loszulegen. Nur eine Einschränkung hat der Kunstpädagoge parat: “Keine Smileys, kein Punkt, Punkt, Komma, Strich – das wäre langweilig. Das sind keine Gesichter mit Charakter. Schaut euch an, wie Asger Jorn es gemacht hat. Und jetzt: Setzt euch mitten auf die Leinwand und legt los!”
Uchechi aus der 5a macht den Anfang. Mit geschlossenen Augen malt sie erste Schwünge mit leuchtendem Grün auf die noch weiße Leinwand. Zunächst zaghaft und unschlüssig, dann mit umso mehr Leidenschaft und Entschlossenheit. Sie hat klare Vorstellungen von ihrem Werk: “Das wird ein Auge, aus dem eine Blume hervorwächst.” Etwas unentschlossener dagegen gehen Jaime, Lars und Quoc Huy, Schüler der 7b, vor. Sie probieren frei aus, mischen Farben und gestalten ein noch zu bestimmendes Fabelwesen. “Wir geben pro Kind zwei Farben raus, damit nicht alles in einer Schlammfarbe endet,” erklärt Christian Kintz. Wichtig sei zunächst, zielgerichtetes Mischen zu erlernen. Schwarz dürfen die Schülerinnen und Schüler nur punktuell einsetzen. “Denn mit Schwarz kriegst du alle Farben tot”, weiß der Künstler aus Erfahrung. Die Kinder halten sich daran, während der gebürtige Freiburger ihre Wunschfarben auf die Pappteller drückt.
Frau Kupfer, Lehrerin an unserer Schule und Kulturbeauftragte, freut sich über den gelungenen Start der Aktion. “Wir hatten etwa viermal so viele Anmeldungen und konnten gar nicht alle interessierten Schüler berücksichtigen”, erzählt sie. 25 Mädchen und Jungen haben es schließlich geschafft und nehmen an der zweitägigen Kunstaktion teil. “Es ist schön zu sehen, wie sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen”, erklärt Frau Kupfer. Genau das sei der Sinn der Aktion. Und das Beste kommt noch: Die entstandenen Farbtafeln – außer unserer Schule nehmen noch die katholischen Schulen aus Billstedt, Altona, Langenhorn und Wilhelmsburg teil – werden am Eröffnungstag der Ausstellung “Without boundaries” im Außenbereich und im Ausstellungsgang der Deichtorhallen einem großen Publikum gezeigt. Unsere Schülerinnen und Schüler werden dann mit von der Partie sein – als Besucher und als Künstler!